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Wie sieht Weihnachten aus?

Kurzpredigt über Johannes 3,16 am 24.12.24 in Waltersdorf
am 4. Tag nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg
von Pfr. Gerd Krumbiegel

Liebe Gemeinde,
wir wissen doch wie Weihnachten für uns aussehen soll, nicht wahr? Mit Tannenbaum und Krippe, in Familie, mit Geschenken und mit gutem Essen, mit Gesprächen und manchem Lied, damit die Sorge des Lebens verhallt. Doch dieses Jahr ist da noch etwas anderes: Da sind Trauer und Nicht-Verstehen und Verlorenheit, wenn wir nach Magdeburg schauen. Wie sieht Weihnachten eigentlich für die Menschen dort aus? Das, was dort geschah, prallt hart auf unsere Suche nach Unbeschwertheit. Für mich wurde das ganz anschaulich in der Mediathek des ZDF. Da hat man eine Strecke Beiträge allein über die Geschehnisse in Magdeburg und direkt darunter eine Strecke zur Auswahl teils zuckersüßer Weihnachtsfilme. (Inzwischen ist das wieder verändert und es stehen ganz die Beiträge zu Weihnachten im Vordergrund.) Die Botschaft scheint zu sein, erst wer das Eine gesehen hat, darf zum Thema Weihnachten weiterblättern. Und: ganz falsch ist das nicht. Denn wenn wir die Weihnachtsgeschichte anschauen, wird deutlich: Die Verlorenheit von uns Menschen ist da das Grundthema.

Wenn die verachteten Hirten auf dem Feld sich nicht allein und verloren gefühlt haben, wer denn dann? Wenn Josef bei der vergeblichen Herbergssuche sich nicht verloren gefühlt hat, wer denn dann? Wenn Maria, die ihr Kind in einem Viehstall zur Welt bringen musste, sich nicht verloren gefühlt hat, wer denn sonst?
   Darum wird es nicht erst dann Weihnachten wenn wir erfolgreich alles Negative, allen Schmerz ausblenden, sondern Weihnachten wird es, wenn wir einen Ort gefunden haben, wo wir aufgehoben sind, egal wie und womit wir kommen: mit meiner verlorenen Unbeschwertheit, mit meinem verlorenen Grundvertrauen, mit der Sehnsucht nach Sinn.
   Ich weiß, dass in manchem Ort dieses Jahr nicht gesungen wird: „O du fröhliche“. Und ich verstehe durchaus warum.(1) Gleichzeitig passt dieses Lied gerade heute, denn darin heißt es: „Welt ging verloren.“ Das trifft doch die Situation in Magdeburg auf den Punkt: „Welt ging verloren.“ Für die Menschen dort ging doch eine Welt verloren. Geschrieben hat diese Worte der Liederdichter Johannes Daniel Falk 1819. In einem einzigen Jahr hatte er 4 seiner Kinder durch Typhus verloren!(2) Damals auch eine Art Terror, wogegen die Menschen machtlos waren. Dennoch dichtete er dieses Lied und er fand im Vertrauen auf Gott die Kraft, dem etwas entgegenzusetzen: „Welt ging verloren, Christ ist geboren. Freue dich, o Christenheit.“ Jesus Christus. Einer, den mir niemand nehmen kann und aus dessen Hand mich niemand reißen kann. Dazu gehört nicht das Versprechen, das alles gut geht und ich alles verstehen werde. Manche seiner Wege werde ich nie verstehen.(3) Aber eins weiß ich: Er hat uns lieb! Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.(Joh 3,16) Und davon erzählt das Krippenspiel, das wir nun sehen...

Maria sagte fast am Ende des Krippenspiels: Gott, Du liebst die Menschen. Jeder kann das erfahren, der zu dir kommt. Weihnachten heißt: Gott streckt die Arme nach uns aus. "Tausendmal in der Geschichte ist ein Baby ein König geworden, doch nur einmal ist ein König ein Baby geworden."(5) "Niemals hat einer so viel gegen so wenig eingetauscht."(6 S.89) Jesus ging es nicht darum groß rauszukommen, sondern anzukommen bei den Menschen, bei dir und bei mir. Er wählt den Weg nach ganz unten, weil er unseren Fragen und Nöten begegnen will. Ihm ist kein Raum zu dreckig und kein Herz zu kaputt um darin zu wohnen. Und gerade da möchte er wohnen, in deinem Herzen. Wie werden wir auf seine ausgestreckten Arme reagieren?
  Wir können in der Dunkelheit dieser Weltzeit sitzen bleiben: „Welt ging verloren.“ Oder wir vertrauen uns Jesus an, so wie die Hirten der Botschaft vertrauten und losgingen: „Christ ist geboren“, Siehe! Heute! Euch! "Da brach für die Hirten mitten in der Nacht ein neuer Tag an."(4 S.95) Und darum heißt Weihnachten, den in mein Leben einzuladen, der mich von der Dunkelheit ins Licht führt. Wie das geht? Du könntest ihm das erste Mal sagen: Jesus, bisher warst du nur wie Weihnachts-Deko, nach den Feiertagen bist du auf dem Dachboden meines Lebens immer wieder eingestaubt. Nun komme ich mit meiner Verlorenheit zu dir. Sei du mein Retter. Ich komme zu dir mit dem, was kaputt gegangen ist in mir. Sei du mein Heiland. Heute, ab diesem Heiligabend 2024 und an jedem Tag, der kommt.(6 S.41) Amen.

(1) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/magdeburg-anschlag-weihnachtsmarkt-100.html Am 23.12. der EIntrag im Live-Blog zum Anschlag in Magdeburg: Niedersächsische Gemeinde gedenkt des getöteten Jungen: Die örtliche evangelische Kirchengemeinde will in ihrem Heiligabend-Gottesdienst des neunjährigen Jungen aus Warle in Niedersachsen gedenken, der in Magdeburg getötet worden ist. "Wir werden den Gottesdienst in der Valentinus Kirche umgestalten, andere Lieder als 'O du fröhliche' singen, und auch unser Weihnachtsbaum wird nicht leuchten", sagt Pfarrer Axel Bothe dem Evangelischen Pressedienst. (Letzter Aufruf 25.12.24 12:28 Uhr)
(2) Siehe: ARD "Das Wort zum Sonntag" Kein "O du fröhliche" nach Magdeburg? von Lissy Eichert vom 22.12.24: https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/wort-zum-sonntag/sendung/spricht-lissy-eichert-berlin-260.html (Letzter Aufruf: 25.12.24 12:33 Uhr)
(3) Vgl. Wilhelm Busch, Das Fanal der Liebe, in: Ders. Variationen über ein Thema, CLV, Bielefeld 4. überarb. Aufl. 2021, S. 96-98.
(4) Karl Barth, Euch ist heute der Heiland geboren, in: Nun freut euch! Die Weihnahctsgeschichte nach Lukas in Variationen, Leipzig 2020, S. 93-96.
(5) Whynachten. Schon mal hinterfragt? CLV Bielefeld, 3. Aufl. 2024, Im Text zu Frage 10.
(6) Vgl. Arno Backhaus. Weihnachten ist auch nicht mehr das, was es nie war. Über den Sinn und Unsinn von Whynachten, Wesel 2024.

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