Das Warten der Gerechten wird Freude werden. (Sprüche 10,28)


Lass dich unterbrechen!

Predigt am 10.04.2022 zu Joh 17,1-8 in Hörnitz und Waltersdorf
von Pfarrerin Christin Jäger

Liebe Gemeinde,
ein altes, moosbewachsenes graues Kirchlein steht auf einer Anhöhe und schaut nach Süden. Die Sonne beleuchtet das Kirchendach und einen Teil des Turmes, sie beleuchtet auch die schwere Glocke aus Bronze. Achtmal am Tag erklingt diese Glocke als Zeichen für die Ordensbrüder, ihre Arbeit liegen zu lassen und sich zu versammeln. Zur Ehre Gottes haben sie ihre Schaufeln, Federn und Kochlöffel hingelegt und sich im Chorraum der Kirche zum Gebet versammelt. Die alten Väter des Mönchtums wussten, dass Gebete ganz besondere Zeiten sind. Im Gebet wird der geregelte Ablauf des Tages unterbrochen und es tritt ein kurzer Moment der Ruhe dazwischen. Gebete nehmen uns heraus aus dem strömenden Fluss der Ereignisse. Wir sitzen eine gewisse Zeit wie auf einem Stein im Wasser und haben die Möglichkeit uns mit Gott zu besprechen, bevor wir weiterschwimmen können und sollen. Gebete sind nicht fromme Termine in unserem Kalender, sondern sie unterbrechen uns in unserem Tun und lassen uns zum Himmel blicken.

Und weil Jesus das wusste, hat auch er sich immer wieder Zeit genommen für die Zwiesprache mit Gott, seinem Vater, hat ausgeruht und Kraft gesammelt, bevor er sich wieder in den geschäftigen Strudel dieser Welt begeben hat. Da ist es nur allzu logisch, dass er auch betet an diesem wichtigen Scheidepunkt, um den es in dem Text aus dem Johannesevangelium für diesen Sonntag geht. Die Zeit seiner Tätigkeit als Lehrer für seine Jünger, als Wirker von wunderhaften Zeichen geht zu Ende und es steht die Zeit der Passion bevor. Und auch wir stehen am Palmsonntag schon mit einem Fuß in der Karwoche und halten doch kurz inne, um Jesus als Beter zu lauschen. Denn in diesem Gebet redet Jesus zwar mit Gott und doch redet er mit jedem Wort auch uns an.

Solches redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen: Verherrliche deinen Sohn, auf dass der Sohn dich verherrliche; so wie du ihm Macht gegeben hast über alle Menschen, auf dass er ihnen alles gebe, was du ihm gegeben hast: das ewige Leben. Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast. (Joh 17, 1-8)

Ein junger Mann steht da und schaut zum Himmel. Um ihn herum ist es ganz leise. Er weiß, was er schon alles getan hat und was er noch alles tun wird. Dabei verlässt er sich nicht nur auf sich selbst, sondern wendet sich an den, der ihn geschickt hat. Um ihn herum ist es leise. Er scheint ganz bei sich zu sein und sich zu konzentrieren. Und dann bewegt er seine Lippen: Jesus redete und hob seine Augen auf zum Himmel. Er spricht mit Gott. Wie ein Sohn mit seinem Vater spricht. Ganz persönlich, vertraut, wertschätzend. Dann aber auch wieder ganz anders. Verherrliche deinen Sohn, auf dass der Sohn dich verherrliche; so wie du ihm Macht gegeben hast über alle Menschen…

Bei den Worten „Macht über alle Menschen gegeben“ werde ich hellhörig. Macht, wie ein König sie hat. Er sitzt auf seinem Thron und der Saal ist prächtig geschmückt. Überall stehen Diener, die sofort gerannt kommen, wenn der König etwas will. Ein riesiger Palast. Alles riesengroß, prunkvoll. Der Palast ist von weitem sichtbar und beeindruckend. Die Macht wird klar zur Schau gestellt. Hunderte von Zimmern, eins schöner als das andere. Und ein Thronsaal in dem alles entschieden wird von einer Person. Er sagt, wenn der Knopf gedrückt wird. Er entscheidet über Leben und Tod. Er hat die Macht.

Macht über alle Menschen gegeben“. Ein anderer König wurde ans Kreuz genagelt. Überall Blut. Selbst die Kleider wurden weitergereicht. Dennoch trägt er eine Krone, aus Dornen. Glanzlos, von der Welt verspottet hängt er da, der König der Welt. Keine Herrlichkeit sichtbar, nur Ohnmacht, Leid und der nahe Tod. Hier ist nichts von Macht zu sehen, eher von Ohnmacht. Mit den Augen der Welt ist hier ganz klar, wer Macht hat und wer nicht. Mächtige Menschen zeigen ihre Macht, sie fahren in teuren Autos, bauen sich große Schlösser. Jeder soll die Macht sehen und staunen.

Schauen wir aber mit den Augen der Welt auf den gekreuzigten König, der die schlimmste aller Strafen erleiden musste, das Kreuz und bald darauf seinen Tod, dann lehrt uns Gott, dass wir weiterschauen sollen, den Blick nicht abwenden sollen. Die Macht, aller angehäufter Reichtum zerfällt wie Staub. Alles ist vergänglich. Die Ohnmacht des Kreuzes wird zu göttlicher Herrlichkeit. Es ist der Glanz und die Macht der Liebe Gottes, die hier wirksam werden. Sie zeigt sich am stärksten da, wo sein Sohn sich ans Kreuz schlagen lässt aus tiefster Zuneigung zu uns. Das ist Wahnsinn! sagen die Menschen. Aber weil Gott dahinter steht, kann aus dem, was bei uns Menschen schwach und dumm erscheint, etwas Großartiges werden. Die Herrlichkeit von Jesus Christus, die Herrlichkeit des Gekreuzigten ist nicht von dieser Welt. Sie ist eine Folge davon, dass er mit Gott verbunden und von ihm gesandt ist unter die Menschheit. Dieser von Gott geschickte König ist anders, herrscht anders, als wir es erwarten würden. Denn Gott hat ihm Macht gegeben über alle Menschen.

Jesus kommt zu den Menschen. Er bleibt uns nicht fern. Er will uns kennenlernen. Er lebt als Mensch unter uns Menschen. Er sieht, wie wir sind und wie wir uns fühlen. Er kommt uns nahe und geht die Wege mit uns. Er begleitet uns und hilft uns, wenn wir stolpern. Er spricht mit uns, damit auch wir die Chance haben, ihn kennenzulernen. Jesus sagt: die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin. Dadurch baut Jesus eine Beziehung zu uns auf und gibt uns gleichzeitig die Chance auch eine Beziehung zu ihm aufzubauen.

Eine Beziehung zu Jesus zu haben bedeutet, die Welt anders zu sehen. Hinter die Herrlichkeit der Welt zu schauen. Durch Jesus wird der Weg eröffnet hinter die Fassaden der Welt zu blicken. Der Herrlichkeit der Welt zu misstrauen und der Herrlichkeit des Kreuzes zu vertrauen. Es bedeutet für mich: geleitet vom Wort Gottes die Welt neu sehen und verstehen zu lernen. Dabei sind wir nicht allein, denn Jesus geht die Wege mit uns und auch ich will, dass einer mit mir geht.

Und der Friede Gottes, der unsere Vernunft bei weitem übersteigt, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

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Friedhofsangelegenheiten Hainewalde: Herr Andreas Großer Montags 15.00-17.00 Uhr im Hospital, am Kirchberg 6, in Hainewalde

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