Predigtreihe – Streit und Frieden am 07.August 2022 Kirche Hörnitz
Predigt von Pfarrerin Christin Jäger
„Lass uns streiten“
Liebe Gemeinde,
ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. (Pred 3, 1.2.8)
Alles hat seine Zeit. Menschen leben zusammen, streben nach denselben Zielen, aber gehen dabei unterschiedliche Wege. Menschen sind aufeinander angewiesen. Manchmal können sie nicht ohne einander, aber auch nicht miteinander. Beziehungen zwischen den einzelnen Menschen können kompliziert werden. Ich kenne meine beste Freundin schon ewig, weiß wie sie tickt und was sie will. Aber dann trifft sie Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen kann. Der Streit zwischen zwei Menschen scheint vorprogrammiert, liegt auf der Lauer. Also frage ich dich: Streit, du Streit selbst, warum schleichst du dich in Beziehungen von Menschen?
Der Streit schaut verwundert. Erst links, dann rechts. STREIT: Meinst du mich? Ich will meinen Spaß haben. Ich liege gern auf der Lauer. Ich beobachte wie die Menschen miteinander reden. Wie sie etwas sagen und dann doch etwas ganz anderes meinen. Ich streue dann nur noch etwas Salz in die Wunde und peng, schon haben wir den Streit. Wenn sich dann noch alles hochschaukelt, fühle ich mich wie im Kino, fehlt nur noch das Popcorn.
ICH: Aber Streit ist doch kein Zeitvertreib. Die Menschen, die sich streiten, sind sich doch wichtig. Ihnen liegt etwas am anderen. Sicherlich Streit kommt in der besten Familie vor, aber die Menschen vertragen sich doch auch wieder. Denn: Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. (Pred 3, 1.2.8) Also Streit, warum legst du dich auf die Lauer?
STREIT: Ich bin der Streit. Der Streit liegt mir im Blut. Ich wette gerne, was passiert. Also: ich erzähle dir mal eine Geschichte und dann kannst du raten, was nach dem Streit passiert ist. Es waren einmal zwei Brüder. Sie kannten einander und waren ein Herz und eine Seele. Sie wuchsen gemeinsam auf und der eine wurde Viehhirte und der andere Ackerbauer. Nach einem erfolgreichen Erntejahr wollten sie, jeder von seiner Ernte, Gott ein Brandopfer entzünden. Abel gibt von seinem Vieh und Kain von den Früchten des Feldes. Gott sah jedoch nur einen von beiden an. Der andere wurde daraufhin wütend. In ihm tobte der Streit. In einer Geschichte mit Happy End würden sich die zwei Brüder nach dem Streit wohl wieder vertragen. Eine andere Variante wäre: Die beiden Brüder reden nie wieder miteinander und gehen getrennte Wege. Oder Variante drei: Der wütende Bruder tötet seinen Bruder. Was meinst du, wie ging es wohl aus?
ICH: Ja, ich weiß. Die Brüder streiten und Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Ich denke aber, dass Kain nur im Zorn so gehandelt hat. Wäre etwas Zeit vergangen, dann hätte sich Kain beruhigen können und die zwei Brüder hätten wieder friedlich miteinander gelebt. Denn ich denke: Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. (Pred 3, 1.2.8)
STREIT: Zeit ist so ein großes Streitthema. Der eine hat viel Zeit und der andere hat keine. Schon streiten zwei, was man mit der Zeit anfangen soll. Ich denke da an zwei Frauen. Sie waren Schwestern und sie verbrachten beide gemeinsam eine schöne Kindheit. Sie waren sehr tüchtig und arbeiteten viel. Eines Tages kam ein junger Mann zu Besuch. Er saß und erzählte. Die eine Frau war so angetan von seinen Worten, dass sie sich ihm zu Füßen setzte. Sie war ganz ruhig, richtete ihre Augen auf ihn und hörte zu. Währenddessen ihre Schwester allerlei Essen vorbereitete. Es gab so viel noch zu tun in der Küche und im Haus. Alles sollte doch schön werden. Und dann kam es zum Streit. Martha verstand nicht, wieso Maria sich zu Jesu Füßen setzte. Es gab doch noch so viel zu tun.
ICH: Du Streit, ich denke, manchmal ist es nötig, dass sich zwei Menschen streiten. Denn sonst könnte Martha nie verstehen, wie wichtig es ist, sich auch einmal Zeit zu nehmen. Maria sitzt nicht zu Füßen irgendeines jungen Mannes. Sie sitzt bei Jesus. Er erzählt von Gott und sie schweigt. Sie lauscht seinen Worten und ist fasziniert. Dieser Platz zu Füßen des „Meisters“ gehört eigentlich seinen wichtigsten Nachfolgern, damals waren das meist Männer. Und jetzt sitzt da Maria. Sie sitzt ganz zentral. Sie sitzt und schaut zu ihm auf. Vielleicht hat Jesus über den Frieden erzählt oder auch über etwas ganz anderes. Aber es berührte Maria so, dass sie gar nicht anders konnte, als sich zu seinen Füßen zu setzen.
Du siehst: Streit zeigt manchmal neue Perspektiven auf. Eigentlich bist du doch ein „Guter“.
So langsam läuft der Streit rot an. STREIT: Mit dir macht streiten einfach keinen Spaß. Ich bin der Streit, ich will streiten. Ich suche mir jemanden anderen. - Und da geht der Streit dahin.
ICH: Jetzt haben wir hoffentlich erstmal Ruhe vor dem Streit.
Maria verlässt ihren gewohnten Weg. Sie hört mit der Hausarbeit auf und tut für damalige Verhältnisse etwas Sonderbares. Sie verlässt den gewohnten Weg, weil sie spürt, dass es noch mehr gibt. Dabei ist sie ganz bei sich und lässt sich von Jesu Worten anrühren. Sie spürt die Kraft in der Botschaft und so kann der Friede auch in ihr Herz einziehen.
Manchmal ist es in meinem Leben nötig den gewohnten Weg zu verlassen. Ich lasse mich dann auf etwas Neues, mir noch unbekanntes ein. Etwas ändert sich in meinem Leben und ich sammle neue Eindrücke. Ich komme aus meinem gewohnten Trott heraus und kann die Welt neu entdecken lernen. Ich brauche manchmal eine neue Perspektive, um auch Schwierigkeiten zu bestehen. Wobei Schwierigkeiten zu bestehen, mir noch nicht reicht. Ich will sie auch überstehen und dazu brauche ich Jesu Hilfe. Da ich mich immer auf ihn verlassen kann und ich weiß, dass er mir hilft und mich nicht allein lässt, kann ich gestärkt den Schwierigkeiten begegnen und an ihnen wachsen. So finde ich Frieden in meinem Herzen und kann gestärkt alte Wege verlassen und auf neuen gehen.
So ist es möglich, dass zwei verstrittene Menschen Verständnis füreinander entwickeln und vielleicht schaffen sie es auch irgendwann einen Schritt auf den anderen zuzugehen und sie werden wieder Freunde. Dann kann wieder Frieden zwischen ihnen werden.
Und so hoffe auch ich, dass ich, dass wir Wege finden, um uns neu zu begegnen, damit auch bei uns der Frieden wachsen kann. Und so hoffe ich, wie es ein kluger Mensch einmal gesagt hat: Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. (Pred 3, 1.2.8)
Und der Friede Gottes, der unsere Vernunft bei weitem übersteigt, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Ev.-Luth. Kirchgemeinde Großschönau Hauptstr. 55 02779 Großschönau Tel: 035841/ 35776 Fax: 035841/ 67715 Email: kg.grossschoenau@evlks.de Pfarrer Gerd Krumbiegel Tel. 035841/ 67716 Pfarrerin Christin Jäger
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