Ein Impuls zum Lehrtext vom 28. Januar 2023 aus Röm 12,2
von Pfr. Gerd Krumbiegel
Haben Sie schon mal nach „Schema-F“ gehandelt? Eindrucksvoll hat Loriot, der große deutsche Humorist, festgehalten, was geschieht, wenn das „Schema-F“ einrastet: Wir sehen ein Ehepaar beim Fernsehabend. Allerdings ist der Fernseher kaputt. Auf den Hinweis, das zu nutzen und einmal früher ins Bett zu gehen, antwortet der Ehemann schließlich: „Ich gehe nach den Spätnachrichten der Tagesschau ins Bett.“ – Klack! Das Schema der Abendgestaltung schnappt in einer Mischung aus Gedankenlosigkeit und Automatismus zu.
Anscheinend stammt der Begriff „Schema-F“ aus dem militärischen Bereich. Laut Sofia Morelli stand er dort für den immer gleich durchgeführten Frontrapport. Allerdings begegnet das Wort „Schema“ schon im Neuen Testament, und zwar als Paulus die Christen damals wie heute auffordert: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an.“ – Oder wörtlicher: „Übernehmt nicht das Schema dieser Weltzeit.“ (Röm. 12,2a)
Nun, das „Schema dieser Weltzeit“ scheint gerade darin zu bestehen, dass wir wie Loriots Ehepaar, gesellschaftlich vor allem in eine Richtung schauen, nämlich auf den Krieg in der Ukraine. Längst hat sich dabei ein Wahrnehmungsschema von Licht und Schatten, von Gut und Böse durchgesetzt. Die Rollen in diesem Konflikt sind scheinbar klar verteilt. Das Feindschema ist eingerastet. Kein Wunder, dass auch unsere Antworten darauf so fatal schematisch ausfallen: Sanktionen, Waffen, Ausgrenzung der Gegenseite, noch mehr Waffen... Paulus sagt: „Übernehmt nicht das Schema dieser Weltzeit.“, also auch nicht das Schema dessen, den ihr als Feind ausgemacht habt. „Frieden kommt eben nicht mit Gewalt, erst recht nicht mit aller Gewalt.“, konnte Christian Führer noch sagen, Initiator der Leipziger Friedensgebete, die 1989 mit zur friedlichen Revolution führten. Ich vermisse schmerzlich, dass Kirche dieses andere Handlungsmuster, den Gewaltverzicht des Jesus von Nazareth, heute deutlicher hörbar macht. Die Forderung nach Kampfpanzern ist aus dem Mund Jesu nicht denkbar! Eine Botschaft, die auch in der Fortsetzung des Pauluswortes aufleuchtet: „Übernehmt nicht das Schema dieser Weltzeit, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes.“ Also: Verständigung statt Verstockung, Verhandlung statt Ausgrenzung, abgewogene Worte statt schwere Waffen. Das wäre in diesen Tagen einmal wohltuend neu! „Selig sind die Friedfertigen!“, sagt Jesus, und sucht unter uns nach Menschen, die den Frieden fertigen, und das nicht mit dem Schema der Gewalt, sondern mit Händen, die beten.
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