Der HERR wird den Armen nicht für immer vergessen; die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich. (Psalm 9,19)


Eine neue Orgel für Großschönau

Gedanken und Erinnerungen zum Orgelneubau...
Angesichts der Finanz- und Währungskrise, der damit zusammenhängenden Unwägbarkeiten und insbesondere der Deindustrialisierung und des Bevölkerungsschwundes in unserer Oberlausitz ist ein Orgelneubau ein großes Wagnis. Die letzte größere neue Orgel wurde 1994 in Ebersbach eingeweiht. Der Kirchenvortand hat sich für einen Neubau in Großschönau entschieden und die Orgelbauwerkstatt Groß in Waditz bei Bautzen erhielt den Auftrag. Das ist auch ein starkes Signal gegen Resignation und Gleichgültigkeit! Inzwischen haben die Orgelbauer einen beträchtlichen Teil der wertvollen Pfeifenreihen aus der alten Orgel ausgebaut und zur Aufarbeitung für den Wiedereinbau in die Werkstatt gebracht. Bald wird die alte Orgel gänzlich abgetragen werden, um Platz für die neue zu machen.

Das bedeutet auch für mich den Abschied von der „Heimatorgel“?

Wie kam ich zum Orgelspiel? Während des Besuchs der 4. Klasse begann für mich auf Wunsch meiner Eltern der Klavierunterricht. Auf die Orgel wurde ich schon früher aufmerksam, insbesondere zu Weihnachten, wenn mein Großvater mit mir die Christvesper besuchte. Noch heute erinnere ich mich an das festliche Spiel von Kantor Schiffner und die Klanggewalt und der Farbenreichtum der Orgel faszinierten mich bald mehr als das Klavier. 1967 begann dann der Orgelunterricht bei KMD Wolfgang Starke in Zittau und ich durfte auf der Großschönauer Orgel üben. Damals ahnte ich nicht, dass das einmal mein zweiter Beruf werden würde. Mit der alten Orgel schloß ich rasch Freundschaft und ich bin immer wieder gern zu ihr zurückgekehrt, auch dann, als ich die große Seifhennersdorfer Schuster-Orgel zur ständigen Verfügung hatte. Und ich erlebte auch damals schon ihre technischen Macken. Z.B. erinnere ich micht noch gut daran, als in en frühen 80er Jahren die elektrischen Relais häufig massive Störungen verursachten. Es waren ja keine Spielrelais für Orgeln, sondern Sperrsignalmagnete, die die Deutsche Post in Telefonzentralen verwendete. Das war die Notlösung von 1947 und Ersatzteile gab es nicht. Orgelbaumeister Siegfried Schuster habe ich oft bei Notreparaturen über die Schulter geschaut, zuweilen konnte man selbst erste Hilfe leisten. Mit Gunter Schenk habe ich beispielsweise an einem Sonnabendabend bis spät in die Nacht an einem Relais gebastelt, damit die Orgel am Sonntagmorgen wieder funktionierte. Dann gelang es Pfarrer Hempel, etwa 1986, einen Satz neue Relais aus dem Westen zu organisieren und das Problem war gelöst. Dafür traten nun immer häftiger Defekte in den Taschenventilen auf und die Orgel blieb ein Sorgenkind. 1994 empfahl dann der Orgelsachveständige Ludwig, einen Neubau statt der ständigen Instandsetzungen ins Auge zu fassen...

Das ist jetzt in Angriff genommen worden. Natürlich stellt sich dann auch die Frage: Brauchen wir überhaupt eine neue Orgel? Die Antwort ist nicht einfach und nicht bloß eine Frage des Geldes. Man könnte auch fragen: Welchen Sinn und Zweck hat Musik, speziell die Orgelmusik? In seinem Buch „Das wahre Leben des Johann Sebastian Bach“ von Klaus Eidam (1999) fand ich folgende Gedanken:„Allerdings ist die Musik ein durchaus rätselhaftes Ding. Man kann sie nicht essen, sich nicht mit ihr kleiden, mit ihr nichts beweisen – sie ist, rein als Erscheinung betrachtet, ganz und gar unnütz... Wenn Menschen die Erzeugung von Schwingungen zwischen sechzehn und siebzehntausend Herz Bedürfnis, Beruf und berufung ist, das läßt sich nicht erklären, ebensowenig, warum Könner auf diesem Gebiet mehr Bewunderung, ja Verehrung finden als Erfinder, Feldherren oder Staatsmänner. Auch daß der Hang zur Musik dem Menschen angeboren ist...“Und über die Besonderheit von Orgel und Orgelmusik schrieb der Magdeburger Domorganist Gottfried August Ritter in seiner Orgelschule in der Mitte des 19. Jahrhunderts: „Der Ton der Orgel geht ohne alles Schwanken, ohne alle Biegsamkeit und Geschmeidigkeit geradeaus. Ein Werden und Vergehen, das Zeichen irdischen Lebens, gehört nicht zu seinen Eigentümlichkeiten, unbeweglich und unwandelbar, gleich den granitnen Säulen des himmelanstrebenden Gebirgs, steht er da, für die Ewigkeit geboren und nur dem Ewigen dienend.“ Ähnliche Aussagen gibt es auch von Albert Schweitzer oder Charles-Marie Widor. Gute Orglmusik ist transzendent, sie weist über sich hinaus und erinnert uns an Gott (sie ist freilich kein Gottesbeweis) und eben auch an unsere Begrenztheit. Orgel und Orgelmusik sollen die Hörer aus dem Alltäglichen erheben. Und damit stehen sie in einem gewissen Gegensatz zur Unterhaltung, die in der Spaßgesellschaft allgemein erwartet wird . Orgel und Orgelspiel geraten auf Abwege , wenn man sie in den Dienst von Spiel und Spaß oder der Selbstdarstellung stellen will.Vielleicht ist das alles ein Grund dafür, dass in den letzten Jahren die Breitenwirkung der Orgelkultur nachgelassen hat.

Bei der Entscheidung für den Orgelneubau geht es nicht nur um Geld, Preise und Lieferbedingungen, dazu gehören auch die ideellen Werte des christlichen Glaubens. Bleibt noch die Frage: Wäre es nicht vernünftiger ,eine billigere Computerorgel zu installieren? Wenngleich es heute möglich ist, Orgelklänge immer perfekter auf elektronischem Wege znachzuahmen bleibt es doch immer ein Ersatz des Originalklanges durch ein Imitat und eigentlich „Musik aus dem Lautsprecher“. Nicht nur bei der Orgel ziehe ich das Original dem Imitat unbegingt vor. Und den Altvorderen war für den Gottesdienst das Beste gerade gut genug...„Gute Orgeln machen gemeinhin gute Organisten“ lautet eine Bemerkung aus der Bach-Zeit. Wer kann und wird die Großschönauer Orgel später einmal spielen? Ich denke schon, daß sich dann auch wieder junge Organisten finden werden.

Nun hoffe ich sehr, dass der Orgelneubau mit wirksamer Unterstützung der Großschönauer gut vorankommt und bis zum Kirchweihfest 2014 gelingt.

Gerd Brandler

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