Sie sollen erfahren, dass ich, der HERR, ihr Gott, bei ihnen bin und dass die vom Hause Israel mein Volk sind, spricht Gott der HERR. (Hesekiel 34,30)


"Wie findest du mein Kleid?"

Tagesimpuls für den 25. März

Liebe Gemeindeglieder und Gäste,
heutige möchte ich mit Ihnen besonders auf den Vers aus dem Neuen Testament schauen: „Alle miteinander bekleidet euch mit Demut.“ (1.Petr. 5,5) Ein bekannter Sketch aus Loriots „Szenen einer Ehe“ beginnt mit der scheinbar einfachen Frage der Ehefrau an ihren Mann: „Wie findest du mein Kleid?“ Er: „Welches?“ Bekanntlich mündet dieses Gespräch aus anfänglichem Desinteresse des Mannes und wachsender Unentschiedenheit der Gattin in der Feststellung der Frau: Erst soll ich das hier anbehalten, dann soll ich das Grüne anziehen und nun das Blaue? Ich kann mit dir über Atommüll reden, über Ölkrise [bzw. Coronakrise], Wahlkampf und Umweltverschmutzung, aber über nichts Wichtiges.“ In unserem Tagesvers wird uns nun auch eine Kleiderordnung empfohlen, auf die wir beim ersten Nachdenken nicht gekommen wären. Vermutlich, wenn wir uns ein Kleid im übertragenen Sinne hätten aussuchen dürfen, hätten wir den Ehepartner gefragt: Wie findest du mein Kleid? – Welches? – Na die Schönheit oder die Klugheit, die Fitness oder den Reichtum, die Stärke oder die Jugendlichkeit, meine Position oder… Es gibt Vieles, womit wir uns gerne kleiden und schmücken. Aber ein Kleid aus Demut? Wie sähe das überhaupt aus? Ich stelle mir da so etwas wie eine Kutte vor, in erdverbundenen Farbtönen, unauffällig, die Besonderheiten des einzelnen verschwinden lassend; vielleicht eine Art „Graue-Maus-Kostüm“? Unser Wort Demut kommt aus dem Althochdeutschen von diomuoti „dienstwillig“, es steckt aber auch eine gute Portion „Mut“ in der De-Mut. Demnach besteht Demut „in dem Mut, zu dienen, dem Leben zu dienen, für andere einzutreten, für andere zu laufen.“, so Anselm Grün. Was das bedeutet, das sehen und erleben wir heute besonders an den Krankenschwestern und -pflegern, im Blick auf Ärzte, die wie das Pflegepersonal in Heimen und Sozialstationen an und über ihre Belastungsgrenze hinaus Dienst tun. Wozu es gerade auch den Mut braucht, dort anzutreten und zu dienen, wo ein ängstlicher Rückzug Leben kosten würde. „Alle miteinander bekleidet euch mit Demut.“ Demut können wir uns demnach vorstellen als Uniform der Schwestern und Pfleger, als Kittel der Ärzte, und als Schutzanzüge der Helfer und Einsatzkräfte. Es ist gut, dass diese Berufsstände in der gegenwärtigen Krise neu in unseren Blick geraten und endlich die Wertschätzung erfahren, die ihnen auch darüber hinaus zukommen sollte.

Demut hat aber noch eine weitere Dimension. In den Herausforderungen unserer Tage zerbricht das Bild von den unbegrenzten Möglichkeiten menschlicher Kraft. Wir haben das Leben deutlich weniger fest im Griff, als uns die vollen Regalmeter im Supermarkt haben ahnen lassen. Der ungarische Schriftsteller László F. Földényi sollte vor 14 Tagen den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhalten. Die Rede zu dieser Verleihung hatte er schon geschrieben und sie gestern im Internet veröffentlicht. Darin spricht er über die „Melancholie“; doch was er sagt, trifft ebenso auf (fehlende) Demut zu: „Wenn eine gegebene Zivilisation vergisst, wie zerbrechlich ihr Sein ist, … wie verschwindend gering die ihr zugemessene Zeit… ist, wenn sie das also vergisst, bemächtigt sich ihrer der Hochmut…“ Es braucht also etwas, das uns hilft „zu erkennen, dass es etwas gibt, was über uns hinausgeht, dass wir nicht allmächtig sind, dass wir trotz unserer Macht und unserer Errungenschaften von etwas abhängig sind, worauf wir keinen Einfluss haben.“ Das, liebe Leserinnen und Leser, ist Demut. Mit Paulus gesprochen (Röm 12,3): „…dass niemand mehr von sich halte, als sich´s zu halten gebührt“. Freilich: Auch nicht weniger! Und das, wovon wir „abhängig sind“ nehmen wir als Christen in den Blick, wenn wir auf Gott schauen. Daraus ergibt sich eine Haltung natürlicher Demut. Dieses Kleid mag zwar nicht so glamourös und selbstverliebt daherkommen wie andere, aber es steht uns wirklich gut!
Herzlich grüßt Sie, Ihr Pfr. Gerd Krumbiegel

Ev.-Luth. Kirchgemeinde Großschönau 
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Pfarrer Gerd Krumbiegel
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Öffnungszeiten des Pfarramtes
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Friedhofsangelegenheiten Hainewalde: Herr Andreas Großer Montags 15.00-17.00 Uhr im Hospital, am Kirchberg 6, in Hainewalde

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