Osterpredigt 2023 in Verbindung mit drei Taufen in Waltersdorf 2023 über 1. Kor. 15,1-11
von Pfr. Gerd Krumbiegel
Liebe Gemeinde,
das Osterlachen ist zu schön, um es auszulassen. Also ein kleiner Ausflug in Kirchen, die noch den Beichtstuhl kennen: Der Küster kniet im Beichtstuhl und hat gerade seine Sünden bekannt: „Dies sind meine Sünden, die ich herzlich bereue.“ - Der Pfarrer hat eine Sünde vermisst und fragt, ob das schon alle Sünden waren. Da der Küster das bejaht, bohrt der Geistliche tiefer: „Und wer nimmt immer einen reichlichen Schluck aus meiner Messweinflasche?“
Der Küster tut, als höre er nichts. Auch als der Pfarrer deutlicher und lauter fragt, kommt keine Antwort. Da steckt der Pfarrer den Kopf aus dem Beichtstuhl heraus und fragt: Sind Sie plötzlich taub geworden, oder warum antworten Sie nicht?“ - Der Küster: „Haben Sie vorhin was gesagt? Ich sah nur ihren Mund wackeln, habe aber nichts gehört. Vielleicht liegt das am Gitter des Beichtstuhles.“
Das kommt dem Pfarrer seltsam vor. Er will es ausprobieren und wechselt mit dem Küster seinen Platz. Nun fragt ihn der Küster aus dem Beichtstuhl heraus: „Wer hat im letzten Jahr meinen Anteil an den Begräbniseinnahmen einbehalten?“ - Da steht der Pfarrer von dem Armesünderbänkchen auf und sagt in den Beichtstuhl hinein: „Tatsächlich, man kann nichts hören.“(1)
Und diesem Witz mag eine kurze Anekdote folgen, die uns schon auf unseren Predigttext hinführt: Friedrich, der Große, der Preußenkönig bekommt eine Akte vorgelegt. In ihr geht es um die Amtsenthebung eines Pfarrers, der er zustimmen soll. Es geht um Freigeisterei; der Pfarrer habe in seiner Osterpredigt öffentlich geäußert, dass er aus Vernunftgründen nicht an die Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag glauben könne.
Der König soll die Eingabe mit folgenden Worten abgewiesen haben: »Das ist ganz und gar seine Sache, wenn er nicht auferstehen will, denn soll er doch meinetwegen am Jüngsten Tag liegen bleiben.«(2)
Damit treffen wir bereits den Nerv des Predigttextes, aus 1. Korinther 15. Paulus will überzeugen, will Zweifel in Glauben wandeln. Denn in der Gemeinde gab es inzwischen viele, die nicht mehr an die Auferstehung der Toten glaubten. So versucht Paulus eindringlich den Zweifel wieder in Glauben zu wandeln, in dem er schreibt:
1 Ich erinnere euch aber, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, 2 durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s so festhaltet, wie ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr’s umsonst geglaubt hättet.
3 Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; 4 und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; 5 und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. 6 Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. 7 Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. 8 Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. 9 Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. 10 Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. 11 Ob nun ich oder jene: So predigen wir, und so habt ihr geglaubt.
Seit Paulus die Gemeinde in Korinth gründete, konnte er nicht dauerhaft dort bleiben. Hatten sie seine Botschaft erst bereitwillig aufgenommen, stellten sich in seiner Abwesenheit Zweifel ein. Der Kinderglaube rieb sich an der harten Faktensprache der Realität und drohte dabei aufgerieben zu werden. Ob es damals schon den Satz gab: „Von den Toten ist noch keiner zurückgekommen.“?
Und mit einem Mal sind wir bei uns. Welche harten Fakten, welche Resignation über die undurchsichtige Gegenwart höhlt unseren Glauben aus? Und der Glaube an Jesu Auferstehung ist keine Nebensache, sondern Kern des christlichen Glaubens. Paulus sagt es später sinngemäß im gleichen Kapitel: Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann werden auch wir nicht auferstehen. Insofern hatte Friedrich der Große schon recht.
Doch wie kommen wir hier zu einer Sicherheit? „Er ist auferstanden!“, so haben wir uns eingangs begrüßt. „Was macht Dich so sicher? Was macht uns so sicher? Man sagt ja: Glauben ist nicht wissen. Es war ja keiner von uns dabei … - Der Apostel Paulus dagegen ist sich sicher, und das hat er auch den Menschen in Korinth geschrieben.
Er ist sicher, dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift;
und dass er begraben worden ist;
und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift.
Wie kann er sich so sicher sein? Er war nicht dabei, damals.“(3) Zum einen beruft Paulus sich hier auf etwas, das er selbst empfangen hat und nun weitergibt. Wir sind hier also dem ältesten Zeugnis der Auferstehung auf der Spur.
Aber nochmal: Wie kann Paulus sich so sicher sein? „Er war zu der Zeit kein Jünger, auch gehörte er nicht zum Kreis der Apostel. Im Gegenteil, er hat die ersten Christen verfolgt. Er hatte keinen Grund, die Sache mit der Auferstehung zu glauben.
Und dennoch hat es ihn – wie man es auch über die Liebe sagt – so richtig „erwischt“(3): Christus begegnet ihm persönlich, nachzulesen in Apostelgeschichte 9. Es ist eine Lebenswende, die krasser nicht sein könnte. Aus einem erbitterten Verfolger wird der glühendste Missionar. Und wie aufopfernd, das zeigt sich u.a. in Apg. 14. Dort erfahren wir, dass Paulus gesteinigt wurde. Er überlebte das nur sehr knapp. Und was war das erste, was er tat, als er zu sich kam: „Er stand auf und ging in die Stadt.“, er verkündigte genau dort weiter, woher ihm Lebensgefahr drohte. Paulus ist sich sicher, der Auferstandene ist ihm begegnet. „Aus Gnade bin ich, was ich bin.“, schreibt er. Es ist Gnade, so eine unmittelbare Gotteserfahrung zu machen. – Wie aber geht es den anderen?“(3) Wie geht es uns?
Ich möchte darauf mit einer Geschichte antworten. Eine Geschichte, die auch das heute zentrale Element, das Taufwasser einbezieht:
„Wer sich bei großer Hitze noch in den Schatten eines Baumes zurückziehen und die Füße in Wasser tauchen kann, weiß nicht, was Hitze in der Wüste bedeutet: die Sonne trocknet einen aus; das Blut wird dickflüssig, die Zunge liegt wie ein Schlauch im Mund; die Kräfte schwinden rapide.
In solch einem Zustand schleppte sich ein Mann in der Wüste noch gerade zu der Ruine einer ehemaligen Behausung, weil er hoffte, hier noch ein paar Zentimeter Schatten zu finden. Da bemerkte er, dass es dort noch eine Pumpe gab. Mit letzter Kraft drückte er ihren Schwengel auf und nieder. Aber sie schenkte keinen einzigen Tropfen Wasser.
Da blickt der unten davor einen Krug. Daran war folgende Notiz geheftet: ›Sie müssen zuerst die Pumpe mit dem Wasser aus dem Krug füllen, mein Freund. Und vergessen Sie nicht, den Krug nachzufüllen, ehe sie von hier fortgehen!‹
Der Mann zog den Korken aus dem Krug. Tatsächlich, er war voller Wasser. Jetzt errang er mit sich selber: Sollte er das Wasser wirklich in die rostige Pumpe gießen? Und wenn das nicht funktionierte? Dann hätte er sich selbst um seine letzte Hoffnung betrogen. Doch wenn er jetzt alles austrank, dann würde nie mehr jemand Wasser finden können, der Hilfe suchend an diese Stelle kam!
Er folgte seiner inneren Stimme und goss den ganzen Inhalt des Kruges in die Pumpe. Dann hob und senkte er wie wild den Schwengel und – tatsächlich: Plötzlich begann klares, köstliches Wasser aus dem Hals der Röhre zu schießen! Jetzt hatte der Mann mehr, als seine Vorratsbehälter fassen konnten.
Das genau ist unsere Situation. Was nützt es, den Umfragen große Beachtung zu schenken, die ergaben: 45 % glauben an die Auferstehung – darunter auch die Kirchgänger! – Und 45 % sagen: Alles Quatsch! Und was nützt es, die Menschen um Rat zu fragen, die dabei nur abwinken und überheblich lächeln? Es kommt ganz alleine auf Dich und auf mich an: Füllen wir unseren Lebenskrug mit den Tränen der Enttäuschung, der Zweifel und auch der Trauer, und tun wir auch die Säfte der Hoffnung und den Rest des Glaubens hinein, den Glauben an den, der Wasser in Wein verwandelt, ja, der über die Tiefen des Wassers gehen konnte! Und dann gießen wir den ganzen Inhalt des Kruges in die „Osterpumpe“.
Ich könnte Ihnen die Reihe, die Paulus im Korintherbrief auflistet erweitern. Es ließen sich unzählige nennen, die genau das erfahren haben: Ja das mit dem Glauben stimmt! Du kannst mit Gottes Hilfe sogar Hindernisse bewältigen, die unüberwindlich scheinen! Er rollt den Stein von des Grabes Tür. Und bedenken wir: Wenn im Umfeld unserer Kinder oder Enkel niemand den Mut hat, die Osterpumpe auszuprobieren, woher sollen sie je von den Wasserkräften erfahren?
Der Mann von dem ich anfangs sprach, stillte also seinen Durst, füllte dann den Krug erneut und verkorkte ihn sorgfältig. Dann fügte er den Anweisungen auf dem Zettel noch den Satz hinzu: ›Glaube nur, es funktioniert! Mein Freund, du musst der Pumpe alles geben, was du hast, ehe du etwas zurück bekommst!‹“(4)
Liebe Gemeinde,
das ist ein treffendes Bild für die Taufe, für das, was eine Lebenswende hin zu Jesus Christus bedeutet: In der Taufe gibt man Christus sein Leben, die alten Pläne und Ideen zählen nicht mehr, oder werden doch den seinen untergeordnet. Wichtig ist, wir können dabei keine halbe Sache machen. Theo Lehmann hat treffend formuliert: „Ein halber Christ ist ein ganzer Unsinn.“ Du musst der Pumpe alles geben, was du hast, damit Gott etwas aus deinem Leben machen kann.
Gib ihm deine Hoffnungen und deine Enttäuschungen, deine Erfolge und deine Schuld. Im Wasser der Taufe geht all das unter, was dich von ihm trennt, der alte Mensch, der seiner eigenen Wege ging.
Und es ersteht der Mensch auf, der mit Christus lebt in Ewigkeit; der mit Paulus sagen kann: Nicht aus eigener Leistung, sondern durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Nämlich vergnügt, erlöst, befreit.
Ja, es ist ein Wagnis. Glaube ist nicht wissen, Glaube ist vielmehr, nämlich Vertrauen. Das eigene Leben Gott anzuvertrauen, heißt es aus der eigenen Hand in größere Hände zu geben, in denen es fortan aufgehoben ist und bleibt, in Zeit und Ewigkeit. Wer sich so in Gottes Händen birgt, der kann sogar auf dem Friedhof singen: Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken. Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht, das ist meine Zuversicht. (EG 115,1) Und in dieses Lied lasst uns jetzt auch einstimmen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzenund Sinen in Jesus Christus. Amen.
Verwendete Literatur:
(1) Das kleine Buch vom Osterlachen. Witze und Anekdoten, St. Benno-Verlag, 2023, S. 48f.
(2) Christhard Rüdiger, in seinem Vorwort "Osterlachen" zu: Das kleine Buch vom Osterlachen. Witze und Anekdoten, St. Benno-Verlag, 2023, S. 7.
(3) Sabine Meister, Er ist wahrhaftg auferstanden. Gottesdienst zum Osterfest, Handreichung des Gottesdienstinstitutes für Ostern 2023, S. 14f.
(4) "Den Zweifel überwinden.", nach einer Geschichte von Axel Kühner, in: Willi Hoffsümmer (Hg.), Ostern erzählen, 120 Vorlesegeschichten für Gottesdienst, Schule und Gruppe, Ostfildern 2013, S. 76-78 (leicht geändert).
Ev.-Luth. Kirchgemeinde Großschönau Hauptstr. 55 02779 Großschönau Tel: 035841/ 35776 Fax: 035841/ 67715 Email: kg.grossschoenau@evlks.de Pfarrer Gerd Krumbiegel Tel. 035841/ 67716 Pfarrerin Christin Jäger
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