Uns, HERR, wirst du Frieden schaffen; denn auch alles, was wir ausrichten, das hast du für uns getan. (Jesaja 26,12)


Die Orgelbaufirma „A.Schuster u. Sohn“ in Zittau

Die Zittauer Orgerlbaufirma Schuster bestand über vier Generationen, Orgelbauer der Familie Schuster waren:

  1. Andreas Schuster

  2. Georg Schuster (Sohn von 1.)

  3. Ernst August Schuster (Sohn von 1.)

  4. Georg Schuster (Sohn von 3.)

  5. Richard Schuster (Sohn von 3.)

  6. Siegfried Schuster (Sohn von 4.)

  7. Gerhard Schuster (Sohn von 5.)

     

Andreas Schuster (1833-1918) begründete den Betrieb. Er erlernte den Beruf des Orgelbauers bei Leopold Kohl in Bautzen und arbeitete als Geselle zunächst in dessen Werkstatt. 1869 machte er sich in Zittau selbständig, die Werkstatt befand sich zuerst in der Inneren Oybiner Straße, dann in der Turnhallenstraße und schließlich bis zuletzt in der Löbauer Straße. Von Andreas Schuster sind wertvolle Schleifladenorgeln der Anfangszeit erhalten, die in den letzten Jahren restauriert wurden, z.B. in Großhennersdorf, Dürrhennersdorf oder in der Klosterkirche Zittau.

 

Nach den Eintritt seiner Söhne in den Betrieb firmierte diese, nach dem frühen Tode von Georg Schuster (2.) unter „A.Schuster und Sohn“ 1898 bauten Schusters die erste pneumatische Taschenladenorgel, an diesem System wurde, dem damaligen Trend im Orgelbau entsprechend, bis 1960 festgehalten. Ab 1928 führten Georg und Richard Schuster den Betrieb. In der Zeit vor dem 2. Weltkrieg entstanden auch die beiden großen Orgeln in der Zittauer Johanniskirche (1930, 3 Manuale und Pedal, 84 Register) und in der Kreuzkirche Seifhennersdorf (1936 , IV , 72 R.)

 

Georg Schusters (4.) Sohn Siegfried wurde zunächst im elterlichen Betrieb ausgebildet, die Meisterprüfung legte er im Orgelbaubetrieb Kemper in Lübeck ab. Der Aufenthalt dort war bestimmend für sein Klangideal, nämlich den hochbarocken Spaltklang wie er etwa in den Orgeln Arp Schnitgers realisiert ist. Auch die Vorliebe für das Rückpositiv scheint vom norddeutschen Orgelbau beeinflusst zu sein, denn in den Orgeln der großen Kirchen der Hansestädter sind Rückpositive nicht ungewöhnlich.

 

Der Begriff Rückpositiv bedeutet eine klanglich selbständige Teilorgel , die in der Emporenbrüstung, im Rücken des Spielers, eingebaut ist. Auch in Großschönau erhielt die Orgel ein Rückpositiv, damals ein Novum in der Oberlausitz. In den 30er bis 50er Jahren führte die Firma Schuster viele Umbauten von Orgeln in der Oberlausitz durch, oft mit Übernahme älterer Register. Durch Umintonation und neue Klangkronen wollte man den Idealen der Orgelbewegung entsprechen. In den Kriegsjahren und nach dem Krieg traten massive Materialengpässe ein, statt Zinn musste verstärkt Zink für die Metallpfeifen verwendet werden und die Verknappung zwang zur Verwendung von Holzpfeifen im Prospekt (noch 1960 in der Zittauer Marienkirche) oder im unglücklichsten Fall zu einem pfeifenlosen Prospekt wie in Großschönau.

 

1963 übernahmen Siegfried und Gerhard Schuster die Betriebsleitung, nach 1987 führte Siegfried Schuster den Betrieb allein weiter. 1953 baute die Firma Schuster die erste Schleifladenorgel für die Nazarethkirche in Dresden, nach 1960 wurden ausschließlich Schleifladenorgeln hergestellt. Es handelt sich um neobarocke Orgeln, streng an den Vorgaben der Orgelbewegung ausgerichtet, sehr gut geignet für alte und neuere Musik, aber nicht für Literatur aus der Romantik. Trotz dieser Einschränlung sind es Meisterwerke, als hervorragende Beispiele seien genannt: Leutersdorf 1966 / 34 / III, Bitterfeld 1968 / 36 / III , kath. Propsteikirche Halle 1975 / 41 / III, Frauenkirche Görlitz 1977 / 34 / III, Torgau 1984 / 39 / III, Nordhausen 1994 / 37 / III. Die letze Schuster-Orgel entstand 1994 für die Wallonerkirche in Magdeburg 17 / II.

 

1994 verstarb Orgelbaumeister Siegfried Schuster. Auch die Großschönauer Orgeln wurden von ihm und seinen Mitarbeitern jahrzehntelang zuverlässig betreut. Im gleichen Jahr trat Orgelbaumeister Welde seine Nachfolge an. Nun stellten sich ganz andere Probleme. Durch die Einführung der D-Mark schrumpften die Orgelfonds der Gemeinden, die Preise für Orgeln stiegen stark an und ein harter Konkurrenzkampf trat ein. Das führte Anfang der 90er Jahre zu einem drastischen Auftragsrückgang. Zu DDR-Zeiten war eine Wartezeit auf eine neue Orgel von 15 Jahren (wie bei Autos) fast normal, merkwürdigerweise wurden Orgeln staatlicherseits sogar als „Bevölkerungsbedarf“ subventioniert.

 

Die Orgelbauer der Firma Schuster wandten sich in den 90er Jahren und darüber hinaus intensiv der Restaurierung und Pflege älterer Schuster-Orgeln zu. Sehr schöne Ergebnisse erzielte man z.B. in Bertsdorf, Seifhennersdorf und zuletzt in Schluckenau.

 

Mit über 240 Orgelbauten hat die Firma Schuster die Orgellandschaft der Oberlausitz mitgeprägt.

 

Gerd Brandler

 

Quelle: Festschrift „125 Jahre Orgelbau A.Schuster und Sohn“

  

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